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Bonn, Graurheindorf

Estermannstraße 125: Bei meinen ersten Veröffentlichungen außerhalb von Schule und Uni wurde ich abwechselnd als Soziologe, Künstler oder Fotograf bezeichnet. Wahr ist, dass ich fleißig Psychologie studierte. Meine Abschlussarbeit, 300 Seiten stark, trug den sperrigen Titel Wissen als Kommunikationsbedingung wissenschaftlichen Lernens am Beispiel eines psychologischen Seminars, brachte mir das Diplom, war aber eine Abrechnung, mit denen, die mir das Denken und Fühlen abgewöhnen wollten und war eine ziemliche Rarität. Trotz dieses starken Abgangs arbeitete ich eine Weile als Psychologe. Doch ziemlich schnell setzten sich meine wahren intellektuellen Leidenschaften durch: das Schreiben, die Kunst und die Neugier!

Ich wohnte mit Freundin und Freunden in einem bukolischen Häuschen direkt am Rhein. Eine Bonner Boheme. Wir hielten Kapital-Schulungen und avantgardistische Partys ab, beherbergten englische Rockgruppen und guckten - hauptstadtbedingt - bei zwei Razzien der Polizei in die Läufe ihrer MPs. Gleich nebenan in den Rheinterrassen ging der Postpunk ab. Ich gründete mein erstes Kunstbüro, die Zentrale für Attraktionen, entwarf Plattencover und Plakate und hatte, oft zusammen mit RWLE Möller, Ausstellungen mit meinen Fotos, Zeichnungen und Collagen.

Damals verbrachte ich viele Nächte in der Dunkelkammer. Eines meiner frühen Bildthemen waren stillgelegte Tankstellen. Als zwei Aktenordner mit Negativen voll waren, organisierte ich eine Ausstellung in Berlin-Kreuzberg, für die ich auch eine Postkartenserie herausbrachte, der noch viele folgen sollten. Dann schrieb ich, auf einer nagelneuen Kugelkopfschreibmaschine von IBM, mein erstes Buch: Tankstellen. Die Benzingeschichte. Noch eine Abrechnung. Diesmal mit den Treibstoffjunkies. Dafür lernte ich, effektiv in Archiven zu wühlen: im Weltwirtschaftsarchiv, im Bundesarchiv und denen der Multis. Das Buch wurde ein Standardwerk. Nicht mein letztes ..