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Swing Heil!

Das erste Buch über die erste Jugendkultur, die sich durch Popmusik definierte

Die Swingheinis, eine Jugendbewegung unter Hitler, hatte alles, was zu einerr Subkultur gehört. Eine eigene oppositionelle Musik, einen eigenen Kleidungs- und Haarstil (Eleganz gegen kurze HJ-Hosen), eigene oft ironische Ausdrücke (Swing Heil!) und wirklich originelle Aktionen. Wie jenes Happening, bei dem der selbst erfundene "Reichsstatistenführer" am Hamburger Hauptbahnhof von Gleichgesinnten empfangen wurde. Mancheiner ist für solchen Spaß ins Jugend-KZ gekommen. Auch dass sie sich selbst "Swingheinis" nannten, ein Begriff, mit dem die Nazis sie diffamierten, sagt eigentlich alles ..

Das Buch habe ich auch deshalb gemacht, weil ich die Vorstellung, dass es in Nazideutschland jede Menge freche junge Leute gab - und zwar flächendeckend! - ziemlich spannend fand. Es war die erste wirklich umfassende Bestandsaufnahme der Swingjugend und ist es geblieben. Ich habe mich immer gefragt, warum wohl? Immerhin waren die Swingheines - was bis heute keiner weiß - ein starker liberaler Faktor in der jungen Bundesrepublik, in der der Jazz die Sehnsucht auf eine andere Welt jenseits des Adenauer-Spießertums transportierte. Ich habe für das Buch einige von ihnen interviewt, darunter der Rhetoriker Walter Jens und der Lyriker Ernst Jandl. Noch ein Bespiel: Juniorchef Erwin Braun war Swingheini. Ohne Jazz kein Braun-Design.

Bernd Polster (Hrsg.), Swing Heil. Jazz im Nationalsozialismus, Berlin 1989